Mit seinen hochpolitischen Arbeiten wurde William Kentridge als ein Künstler bekannt, der die Erinnerung an die brutalisierte Welt der Apartheid wach halten möchte, ein Künstler, für den soziales Gedächtnis eine wichtige Motivation für Kunst ist.

Kentridge filmt Zeichnungen, beziehungsweise er zeichnet Filme. „Stone Age filmmaking“ sagt er über seine Technik, Kohlezeichnungen anzufertigen, die verschiedene Takes in einem Blatt vereinen. Seine bewegten Zeichnungen bewohnen die Dämmerzone zwischen Statik und dem Faktor Zeit.

Häufig hat Kentridge für das Theater gearbeitet. Die Zeichnung Wounded Suitor Collage gehört zur Serie Il Ritorno d’Ulisse in Patria, einem Film, der für die Aufführung der Monteverdi-Oper durch Brüsseler Puppenspieler produziert wurde. Die Animation lief als bewegtes Bühnenbild hinter der Szene mit Sängern und Puppenspielern ab. Kentridges Odyssee ist im modernen Südafrika angesiedelt, der Held träumt nicht am Strande von Ithaka, sondern in einem Spitalsbett in Johannesburg von seiner Heimkehr nach der langen Reise. Die Collage zeigt einen der Freier Penelopes. Die rote Kreide und die Technik der Collage machen dieses Blatt besonders spannend und ungewöhnlich.

Brigitte Huck, 2005