Ein Blick von oben auf einen belebten Platz, wohl von einem Turm aus, an einem sonnigen Wintertag. Die Menschen bilden Gruppen und Grüppchen, manche scheinen herumzustehen und zu plaudern, andere schnell über den Platz zu eilen. Bei genauerem Hinschauen erkennt man, dass das Bild manipuliert wurde. Und dass die Figuren mit ihren Schatten einerseits verdoppelt und andererseits umarrangiert wurden, dass also jemand Marionettentheater mit ihnen gespielt hat.

Das Bildmotiv stammt von einem gefundenen Glasnegativ. Die vielen Hutträger deuten auf die Zeit vor 1960 hin. Alles Weitere geschah am Computer, im Rahmen des Projekts Urban Exercises: die digital manipulierte Menschenmenge – jede Person quasi ein Pixel – als Sinnbild für soziale Raster. Bitter und Weber, die sich als künstlerische Feldforscher verstehen, sprechen von einer „sozialen Strömungslehre, die Fragen aufwirft wie: Wo entstehen Plätze? Wie werden Interessen verdichtet, Beziehungen geknüpft, Raster geformt …?“

Wolfgang Kos, 2005