Nadim Vardag untersucht in den unterschiedlichsten Medien wie Installation, Zeichnung oder Film die Konstruktion von medial vermittelten Bildern und die Grundstruktur der kinematografischen Apparatur. Er analysiert die Kompositionsprinzipien und Mechanismen von Kino und Filmproduktion und beschäftigt sich mit dem Zustandekommen massenmedial konstruierter Wahrnehmung und ihrer Abhängigkeit von Illusion und Wirklichkeit. Dabei dient Vardag das „Kino“ selbst als Metapher, über die er in seinen minimalistischen, installativen Settings Themen wie die „Dialektik von Begehren und Enttäuschung“¹ und Fragen der Ortspezifik und Institutionskritik verhandelt. Wiederkehrende Muster der Film- und Kinoproduktion werden analysiert, aus ihren Handlungszusammenhängen gelöst und in Videoloops, Displays, Screens, freibleibenden Projektionsflächen oder konstruktiv anmutenden Zeichnungen zu Momentaufnahmen des Kinematografischen verdichtet.

In der evn sammlung befindet sich eine Arbeit von Nadim Vardag, die sich zwischen eigenständiger Skulptur und architektonischem Ausstellungsdisplay bewegt. Ein dreiseitiges Holzgerüst, dessen Seitenflächen in ihren Abmessungen den üblichen Kinoformaten 4:3, 16:9 und Cinemascope entsprechen, dient als Bildträger für 7 kleinformatige Bleistiftzeichnungen, die in einem Netz aus akkurat gesetzten feinen Linien Screens und Projektionsanordnungen durchdeklinieren. Paradigmatisch führt Untitled 2007 sowohl Vardags Interesse am Prinzip Kino als auch an kunstimmanenten Beziehungen vor: Affirmiert der Künstler einerseits technische Notwendigkeiten und Gegebenheiten, provoziert er andererseits durch deren Überführung in den Ausstellungskontext Wahrnehmungserlebnisse und unerfüllte Erwartungshaltungen betreffende Fragestellungen.

Georg Kargl, 2011

1)  Domenikus Müller, „Nadim Vardag. Im Reich der Projektion“, in: Parnass 4/2010, S. 108.