Viele Motive in den Werken von Tatjana Danneberg zeigen alltägliche Szenen aus der Welt von Jugendlichen oder jungen Erwachsenen: Jeans, bunt geschminkte Gesichter, spielerische Umgänge mit Körperlichkeit. Es sind Abbildungen, die die Künstlerin ihrem Archiv analoger Fotografien entnimmt, vergrößert, mit verschiedenen Verfahren und Materialien bearbeitet und auf Leinwand überträgt. In malerischen Prozessen entstehen neue Schichten und Ebenen, die schleierartig einzelne Bildfelder überlappen oder gänzlich verdecken. Dadurch wird Distanz ermöglicht, aber auch eine melancholische Grundstimmung ausgelöst: Etwas, das an sich vertraut ist, wird zu etwas nicht Greifbarem.

Für die Tapete in der evn sammlung greift Tatjana Danneberg, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien studierte, ein bekanntes Motiv aus der gegenwärtigen Kommunikationswelt auf: Email-Programmfenster, die übereinanderliegen und die Simultanität unterschiedlicher Workflows verdeutlichen. Ohne Punkt und Komma wiederholt sich ein eingegebener Text: Please Don’t Tell Me To Go Home – Sag mir bitte nicht, dass ich nach Hause gehen soll. Der verneinte Imperativ erscheint als rätselhaftes Mantra. Der Fotoschnipsel einer in ein Badetuch gehüllten Frau mit abgewandtem Gesicht scheint mit diesem Befehl in Verbindung zu stehen. Dazu gesellen sich Warnhinweise zur Verwendung bzw. dem Versand von Fotos via Email. Netiquette, sicherlich ein Thema für alle online Kommunizierenden, wird hier in der mehrfachen Wiederholung von Bild und Text(en) und schließlich auch im Rapport der Tapete zu einer Art virtuellem Perpetuum mobile.  Die Gemengelage privater und geschäftlicher Interessen und die Schwierigkeit, sie voneinander abzugrenzen, lassen das Individuum im Datendschungel ermüden und besonders einsam erscheinen. Identität, Zugehörigkeit oder Selbstverständnis des*der Einzelnen in einer als schwer definierbar wahrzunehmenden Umwelt sind ewige Themen der Jugend. Soziale Veränderungen und das Bestehen in der Gesellschaft sind aber nicht nur ein Privileg der Jungen, sondern etwas, das uns alle betrifft.