Für die Tapete der evn sammlung greift Marko Lulić auf bekannte Formen zurück. Personen, die im 20. Jahrhundert geboren wurden, werden sie als Musterwalzen aus dem Malerbedarf erkennen. Die Rollen werden in Farbe getaucht, beim Malen lässt ihr Hochrelief Spurbreiten des Ornaments auf der Fläche der Wand zurück – ein analoges Druckverfahren zur Verschönerung des Eigenheimes. In vielen von Marko Lulićs anderen Arbeiten sucht man das Schnörkelhafte vergebens. Zeichenhaftes wird in seinem Werk sehr wohl thematisiert, oft auch im Zusammenhang der visuellen Sprache von Politik. Nur auf den ersten Blick fehlen auf der Tapete diese gesellschaftlichen Bezüge. Und doch versinnbildlicht die Präsentation eines einfachen Werkzeuges vor einem Bluebox-artigen Hintergrund den Zusammenhang von Ökonomie, Handwerk und einzelnem Individuum. Dass die Eltern des Künstlers viele Jahre lang einen Malerbetrieb geführt haben, ist hier nicht nur ein biografisches Detail, sondern zeigt die Bedeutung der Einbettung künstlerischer Produktion in einen sozioökonomischen und kulturellen Kontext.

Heike Maier-Rieper, 2021