Die Sujets von Margherita Spiluttini sind zumeist von eindringlicher Unbewegtheit und Ruhe.

Die abgebildeten Steinbrüche, Ernstbrunn und Mauthausen, zeigen zur Gänze natürliches Material, in ihrem Gefüge monolith und zugleich Ergebnis eines gezielten, gegen die ursprüngliche Oberfläche des Geländes gesetzten menschlichen Wollens. Über diesen Aspekt und die geologischen Spezifika hinaus wird – auch durch die gänzlich unterschiedlichen Bildstimmungen – auf die beschämende Geschichte des Bruches Mauthausen verwiesen.

Die zarten, hellen Töne des Steinbruchs von Ernstbrunn stehen in klarem Kontrast zum dunklen Graubraun des Steins von Mauthausen. Diese bedrückende Bildstimmung, verstärkt durch unser Wissen, wird nur durch die voranschreitende Rückeroberung des Felsens durch die Bepflanzung als Boten neuen Lebens relativiert.

Bemerkenswert ist die Schönheit des gewählten Bildausschnitts, der die Schwere, die Härte und die Zeitbeständigkeit des Steinmaterials offen legt und in Kontrast setzt zum Vergänglichen des Wassers und des Bewuchses.

Man merkt, Margherita Spiluttini fotografiert viel. Man merkt, dass sie sich der Wirkung des Unbewegten sicher ist.

Paul Katzberger, 2005