Lutz Bacher hat viel von Harry Houdini gelernt. Seit über 40 Jahren geistert sie durch die Kunstwelt, taucht hier ab und dort wieder auf. Sie hat ihren Namen geändert, sagt nicht, wie alt sie ist, und weiß allgemein ihre Methoden gut zu verschleiern. 

Im ersten Augenblick legen ihre Arbeiten nahe, sie durch den Filter der Kunstgeschichte zu lesen, schließlich ist das die Technik, mit der die Kunstkennerin, der Kunstkenner gelernt hat, einen Gutteil aktueller Kunstproduktion zu verstehen und zu dechiffrieren. Man versucht also ihre Arbeiten als Kommentar, als Entwicklung oder als Bezug zu begreifen, sie in der Nachbarschaft anderer Künstlerinnen und Künstler anzusiedeln und ihr künstlerisches Feld so einigermaßen abzustecken. Und doch gibt es meist eine Art doppelten Boden. Schnell stellt sich das Gefühl ein, einer falschen Fährte gefolgt zu sein. Die Angaben der Künstlerin sind zu einfach, die Referenz zu verwischt und das Werk zu intelligent. Ähnlich wie Houdini beherrscht auch Bacher den »Turn«, wie die Verwandlung eines gewöhnlichen Objekts in eine Sensation in der Zauberwelt heißt. 

Die Tapetenarbeit Snow Hands ist so ein Fall. Zwar gibt Lutz Bacher an, die Fotografie, eine Schwarz-Weiß-Abbildung dreier Handabdrücke im Schnee, einfach auf der Straße in Los Angeles gefunden zu haben, Tapeten zu mögen und an Vergänglichkeit interessiert zu sein, doch wird man den Verdacht nicht los, dass das nur die halbe Wahrheit sein kann. Zu deutlich sind die Bezüge auf die Kunstgeschichte – den berühmten rechten Handabdruck Picassos etwa oder die Arbeit Untitled (for Parkett) von Félix González-Torres, eine Schwarz-Weiß-Abbildung von verwischten Fußspuren im Sand, 1994 produziert als großflächige Tapete. So umfassend Bachers Material ist, so sehr entziehen sich ihre Arbeiten durch eine Lawine von Bezügen einem klaren Verständnis. Denn verstehen heißt besitzen, und große Magier teilen nie. 

Markus Schinwald, 2015