La chaîne est belle … Die Verkettung ist schön … Von David Lynch habe ich gehört, dass er zu Beginn nur wusste, dass sein Film mit einer Aufnahme des Straßenschildes MULHOLLAND DR. beginnen sollte und dass im weiteren Verlauf eine Reihe kurzer Geschichten verknüpft würden. In Philippe Parrenos künstlerischem Vokabular führt die dynamische Struktur der Kette zur Erzeugung von Formen. In der Entwicklung und Verwirklichung eines Projektes, sei es ein Film, ein Gebäude oder eine Ausstellung, entstehen Sinnzusammenhang und Narration aus einer verketteten Abfolge. Für Parreno ist eine Szenerie nicht als Objekt zu sehen, und er steht der Auffassung, dass wir Bilder als Objekte und als einziges Endergebnis eines Produktionsprozesses wahrnehmen, äußerst skeptisch gegenüber: „Muss immer alles mit einem Szenario beginnen und als Objekt enden? Warum gibt es keine Romane, die von Filmen inspiriert sind? Was ist, wenn eine Ausstellung nicht mehr bedeutet einen Raum, sondern Zeit zu besetzen?“ Oder – wie Parreno es formuliert –: „Ist es wahr, dass ein Kunstwerk immer sichtbar, immer greifbar sein muss? Oder ist das nicht sicher, ist es noch immer eine Frage?“

Hans Ulrich Obrist, 2005